musée d'histoire
post-naturelLE
Material
Transgene Spinnenziege
Dieser Unterkiefer gehört zu einer sogenannten „BioSteel“-Ziege, die gentechnisch so verändert wurde, dass sie Spinnenseide für militärische, medizinische und kommerzielle Zwecke produziert.
Die Seide bestimmter Spinnen ist gleichzeitig sowohl elastisch als auch extrem widerstandsfähig. Das Interesse an diesem aussergewöhnlichen Material führte zu Forschungen, deren Ziel es ist, mithilfe von Gentechnik die Produktion im industriellen Massstab zu erleichtern. Den ersten Schritt in diese Richtung unternahm 1990 Randy Lewis, damals Professor an der Universität von Wyoming. Durch die Untersuchung einer Goldenen Seidenspinne (Trichonephila clavipes) gelang es ihm, zwei Gene zu identifizieren und zu klonen, die für die Proteine verantwortlich sind, aus denen die Spinnenseide besteht.
Einige Jahre später erwarb das kanadische Unternehmen Nexia Biotechnologies, mit Sitz in Montreal, das von Lewis eingereichte Patent. Der Gründer und Präsident des Unternehmens, Jeffrey Turner von der McGill University, hatte die Idee, die von Lewis identifizierten Gene in Ziegen zu übertragen, sodass diese die Seidenproteine in ihrer Milch produzieren.
BioSteel Ziege
Crédit :Richard Pell. Center for PostNatural History
Im Jahr 2002 verwaltete das Unternehmen etwa 150 transgene Ziegen. Eine Ziege produzierte bis zu 20 Gramm Spinnenseidenprotein pro Liter Milch, das anschliessend gefiltert und weiterverarbeitet wurde. Die daraus gewonnene Faser wurde unter dem Namen BioSteel patentiert. Obwohl ihre potenziellen Anwendungen vielfältig waren – darunter die Textil-, Medizin-, Automobil-, Sport- und Musikbranche –, war vor allem der Militärsektor das Hauptziel. Insbesondere für die Herstellung von Ausrüstung wie kugelsicheren Westen oder Fallschirmen wurde die Seide in Betracht gezogen. Die US-Armee war dabei der Hauptantrieb für die Forschung an transgener Spinnenseide.
Die Firma Nexia ging schliesslich 2009 in Konkurs. Ihre Produktion blieb sowohl in Menge als auch in Qualität unzureichend. Die Ziegen wurden in das Labor von Randy Lewis überführt, der mittlerweile in Logan (Utah) tätig ist. Dort dienen sie weiterhin als Forschungsorganismen zur Produktion von Spinnenseide, neben anderen gentechnisch veränderten Organismen, die zu diesem Zweck eingesetzt werden, darunter Seidenraupen und Bakterien,
Das Unternehmen verkaufte zwei transgene Ziegen – Sugar und Spice – an das Landwirtschaftsmuseum von Kanada in Ottawa, wo sie 2013 auf öffentlichen Druck aus der Ausstellung entfernt wurden. Die einzige ausgestopfte BioSteel-Ziege (genannt Freckles), die der Öffentlichkeit zugänglich ist, befindet sich im Center for PostNatural History in Pittsburgh (siehe Foto).